Loslassen, lass los...

30.03.2016


Ich muss ihn loslassen…

 

 Vater, du sagst ich muss ihn loslassen und ganz tief in mir weiß ich du hast recht. Er ist im falschen Glauben aufgewachsen, er ist so weit weg und wahrscheinlich klein.
Ich erkenne, das größte Hindernis, dass was uns immer trennen wird, ist unser Glaube. Ich weiß Vater, bei dir sind alle Dinge möglich, aber diese Grenze scheint mir unauslöschlich.

Wie singt Xavier Naidoo immer: Es gibt Grenzen die man trotz Millionen von Soldaten weg wischt, aber unsere überwindet man nicht.

 

 Er ist so lieb und freundlich zu mir, wie es noch nie ein Mann zu mir war. Er macht, dass ich mich begehrenswert fühle und lässt mich meine Einsamkeit für kurze Zeit vergessen. Wenn er sich meldet und das ist mehrmals am Tag, bin ich glücklich.

 

 Dann kommt der große Hammer der Einsamkeit und er schlägt ohne Gnade zu. Selbst wenn ich mit ihm spreche, schwebt die Einsamkeit wie ein Damokles Schwert über mir und ich weiß, ich kann diese scharfe Schneide nicht aufhalten. Wenn sie herab saust werde ich unweigerlich schwer verletzt.
Einsamkeit schneidet wie ein Messer, durch Fleisch und Knochen, trennt sehnen und Nervenstränge und die Blessuren hinterlassen Narben auf der Seele.

 

Am Anfang bin ich tatsächlich wissentlich in dieses Verhängnis gelaufen, denn dieses Verhängnis war mir lieber als das große Nichts in dem ich mich befand. Doch gerade das große Nichts kann man nur bedingt zurückhalten. Es ist ein großes schwarzes Loch das alles in sich aufsaugt. Das nimmt und nimmt, nichts wieder her gibt und nur Leere zurücklässt. Versuchst du die Leere neu zu füllen, so ist es wie ein Fass ohne Boden, wie ein Wasserfall der ins Universum stürzt, nirgendwo kommt etwas an.

So ist es mit dieser Liebe, sie hat keine Bodenhaftung. Sie vergeht im Nichts! Sie hat keine Zukunft, keinen Aufbau und keinen festen Grund. Sie ist wie der Sand einer Wanderdüne den man nirgends zu einer Feste aufschütten kann.

 

Gott sagt ich muss ihn loslassen, jeder Tag bringt nur weitere Schmerzen. Die kurze Zeit des Zusammenseins wiegt das Warten nicht auf, dass spüre ich jeden Tag neu. Die Liebesbezeugungen heilen die Wunden des wiederkehrenden Verlustes nicht, den ich täglich erleide. Die intimen Momente sind mehr Schein als Sein, der Effekt hinterlässt keine echte Befriedigung. Er gibt nur, was er mir schon immer gegeben hat und was ich eigentlich so nicht mehr wollte.

 

 Gott sagt ich muss ihn loslassen, doch ich kann es nicht.  Dabei bin ich Herr meines eigenen Willens, denn tief in mir will ich ihn ja gar nicht loslassen. So bete ich: Vater schaff du in mir das Wollen und das Vollbringen, zu deinem Wohlgefallen. Es ist ein Kampf, ein Ringen, ein Flehen, ein Bitten und Betteln.

 

Er bringt mich zu einer Gedächtnis-Geschichte und ich sage zu Gott:

 

"Vater, dann mach es wie bei einem Kind das mit einem scharfen Messer spielt."

Der Vater wird dem Kind das Messer wegnehmen, weil er ganz genau weiß, dass das Kind sich sonst verletzt. Und das Kind wird weinen und schreien, weil es sein Spielzeug hergeben musste. Es wird herzzerreißend jammern und schluchzen obwohl der Vater ihm erklärt und zeigt, dass es hätte verletzt werden können wenn er dem Kind das Messer gelassen hätte. Nach einer Weile zeigt sich, dass Kind ist wie alle Kinder, zum Schluss wird es dem Vater vertrauen und wissen, dass es das Beste war was der Vater tun konnte. Das Kind wird immer noch traurig sein und vielleicht ganz trübsinnig in der Ecke sitzen und zwischendurch immer mal wieder vor Herzschmerz wimmern und hoffnungsvoll den Vater ansehen und darauf warten, dass der Vater dem Kind ein neues, viel besseres Spielzeug schenkt, dass für das Kind perfekt ist.


Der Vater wird dies tun, weil er das Kind liebt, er will, dass es wächst und versteht. Er will, dass es seine Bestimmung findet und ihm immer vertraut, weil es weiß, dass der Vater nur das tut und zulässt, was das Beste ist für das Kind.

 

 

Vater ich bitte dich, nimm du mir das Messer aus der Hand, bevor ich mich so verletze, dass die Wunde ewig brauch bis sie heilt.

Amen