Aufbrüche

Ein Auzug aus meiner Geschichte:

Agatha’s Sittich

  Agatha Windschief macht ihren morgendlichen Rundgang durch ihre kleine Wohnung, die sich im dritten Stock in einem Mietshaus befindet. Sie schließt die Wohnungstür auf, öffnet sie und wirft ihren obligatorisch prüfenden Blick in den Flur und die Treppe zum nächsten Stock hinunter. Mit einem deutlich angesäuerten Ton mittels eines Schniefers, den sie mit Hilfe ihrer immer leicht verstopften Nase erzeugt, zieht sie sich in ihre vier Wände zurück.

  Übrigens pflegt sie laut mit sich selbst zu reden und schon kommt auch der erste Satz dieses Morgens über ihre noch trockenen Lippen.

  »Ja, ja, ja, hab ich’s mir doch gedacht, typisch. Die Meiersche von nebenan hat den Flur wieder nicht geputzt. Natürlich - wer darf jetzt nächste Woche wieder für zwei sauber machen? Ich! Wenn ich die alte Vettel das nächste Mal im Aufzug treffe, dann werde ich ihr aber was husten.«

  Zugegeben, dass war nicht sehr nett, aber so werden wir Agatha Windschief auch weiterhin kennenlernen.

  Agatha geht weiter auf ihrem Rundgang ins Bad und öffnet das Fenster. Es ist noch kalt heute Morgen, aber das hat der zeitige Frühling nun mal so an sich. Doch Agatha scheint das nicht zu wissen, denn:

  »Meine Güte ist das eine Schweinekälte, dass wird auch jedes Jahr schlimmer!«, flucht sie und knallt die Tür des Badezimmers hinter sich zu, denn nicht Lüften käme für sie nie in Frage.

  Nun vielleicht hat sie sonst nichts worüber sie sich aufregen kann. Wir nehmen es hin und folgen ihr weiter in den nächsten Raum.

  Schlurfend und vor sich hinmurmelnd betritt sie das Wohnzimmer, zieht die Jalousien hoch, fährt mit dem Finger sinnierend über die alte Eicheneinbauschrankwand und wendet sich dann zufrieden und mit einer kleinen Vorfreude im Herzen, der Tür Richtung Küche zu.