Das HWMP

14.03.2013


 Nun, das Haiwalmuränenpferdchen im Folgenden auch H w m p genannt ist beheimatet, wie sollte es auch anders sein, im Meer.

 

Ich traf es bei einem meiner Tauchgänge und war erstaunt über sein forsches Auftreten. Wie sich herausstellte, bewegte ich mich in seinem Territorium und als meine Taucherbrille vor dem Eingang seiner Höhle auftauchte, stürmte es wie wild heraus und griff mich mit weit aufgerissenem Maul an.

 Ich schreckte zurück, denn mit so einem Angriff hatte ich nicht gerechnet. Das Hwmp legte den Kopf schief und sah mich herausfordernd an, und ich - , ich schob meinen Kopf wie eine Taube nach vorne und sah das Hwmp an.


Seine Augen schienen zu sagen:

"He, du Wesen, ich weiß nicht was du hier willst, aber das ist mein Grund und du, du gehörst nicht hierher!"

Also, so wie dieses Tier mich ansah, entlockte es mir ein Lachen und ich hätte mich beinah unter Wasser veratmet. Diese Begegnung schien immer interessanter zu werden, denn wie wir uns nun so ansahen, formte sich eine Beziehung zwischen uns.

Ich verharrte und bewegte nur die Arme, das Hwmp verharrte ebenfalls und bewegte seine Flossen. Machte es mich etwa nach? Das konnte nicht sein, dieses Wassergeschöpf war doch nur ein Tier.

 

"Nur ein Tier? Das darf doch wohl nicht wahr sein, ich bin doch nicht nur ein Tier!"

Das Hwmp schien äußerst empört zu sein und wenn ich mich nicht geirrt hatte, runzelte es die Stirn und kniff die Augen zusammen. Dann hörte ich seine Stimme weiter - direkt in meinen Kopf.

"Höflich wäre es, wenn du dich hier bei mir zu Hause, erst mal vorstellen würdest!"

 

Ich stutzte und stotterte:

"Ich bitte vielmals um Entschuldigung, mein Name ist Fitz. Eigentlich Friederich, den Namen verdanke ich meiner Mutter“, ich verzog eine ärgerliche Mine unter meiner Tauchermaske und dachte weiter:

"Aber meine Freunde, nennen mich Fitz!"

"Du willst also mein Freund sein? Wie eigenartig, in dieser nassen und tiefliegende Situation an Freundschaft zu denken", sinnierte das Hwmp.

"Doch ich will es mal gütlich in Erwägung ziehen."

 

Da senkte das Hwmp den Kopf und ich dachte schon es würde ein Schläfchen machen, doch dann schaute es abrupt wieder zu mir hoch und sagte mit würdevoller Stimme:

"Ich bin Hubo Wallis Migael Päfard der III, ich gehöre zu den Haiwalmuränenpferdchen und ich freue mich, dich kennen zu lernen." Das Tier machte in kleine Pause und sagte dann etwas pikiert: "Fitz."

 

Nun, das Hwmp schien etwas erstaunt zu sein, dass mein Name, nun ja, so kurz war. Doch, ich überging geflissentlich diese kleine unwürdige Pause und fragte vorsichtig:

"Ähm, darf ich dich Hubo nennen?"

Und auch wenn es nicht der allgemeinen Etikette entsprach, schob ich die nächste Frage gleich hinterher.

"Und bist du wirklich real, denn ich habe vorher noch nie von einem Haiwalmuränenpferdchen gehört!"

 

Das hätte ich besser nicht gefragt, denn nun flippte das Hwmp aus. Es wedelte mit dem Schwanz und schwamm vor mir aufgeregt auf und ab, es paddelte wild mit den Flossen und in seiner Aufgeregtheit verstand ich in meinem Kopf, kein Wort mehr. Es hörte sich an, als wenn man den Ton einer Aufnahme viel zu schnell abspielte.

 

Beschwichtigend hob ich meine neopren behandschuhten Hände und sagte:

 

"Hubo, es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt haben sollte, aber du musst zugeben, dass so ein Wunderwesen wie du es bist, einem einfachen Taucher wie mir, nicht jeden Tag begegnen."

Das Hwmp beruhigte sich langsam wieder, denn es hatte sich kurze Zeit später wieder auf meiner Augenhöhe eingependelt.

 

Auch wenn es die Schnauze und die Flossen eines Hais, den langen schlängelnden Körper und die spitzen Zähne einer Muräne hatte, so besaß es doch die treuen Augen eines Wals und den geringelten Schwanz eines Seepferdchens und war meines Erartens nicht größer als eine solches.

 

Eben ein echtes, lebendiges Hwmp!